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Interview: Reine Nervensache

Thomas Dylla (25) ist seit zwölf Jahren Modellflieger und landete in diesem Jahr bei seiner ersten WM gleich auf dem dritten Platz. Im Worldcup liegt er derzeit auf Platz 2. Beim internationalen F3B-Wettbewerb in Lünen habe ich mit ihm gesprochen.

Sicher eine Frage, die dir schon häufig gestellt wurde: Wie bist du zum Modellfliegen gekommen?

Ich war mit meiner Mutter spazieren. Auf einer Wiese haben wir Modellflieger beobachtet. Ich war sofort fasziniert. Der Anfang war aber sehr mühsam, weil ich mir das Fliegen selbst beibringen musste und keinen Verein hatte. Die Modelle haben ganz schön darunter gelitten. (lacht)

Seit neun Jahren bist du jetzt in der F3B-Szene aktiv. Was ist das besondere an der Wettbewerbsklasse?

Es geht darum, die drei Disziplinen Zeit, Strecke und Speed mit nur einem Modell zu beherrschen. Die Anforderungen sind da sehr unterschiedlich. Beim Zeitfliegen müssen wir exakt zehn Minuten in der Luft sein. Ein Über- oder Unterschreiten gibt Punktabzug. Mit dem Windenstart erreichen wir 180 bis 260 Meter. Das reicht ohne Thermik nicht für zehn Minuten. Beim Strecke- und Speedfliegen geht es um bestes Gleiten bzw. eine hohe Geschwindigkeit. Außerdem sind F3B-Wettbewerbe immer sehr spannend, weil wir uns auf unterschiedliche Platz- und Wetterverhältnisse einstellen müssen.

Wie werden die Modelle für diesen Einsatz optimiert?

Die F3B-Segler sind reine Zweckmodelle und werden für den Strecken- und Speedflug am PC und im Windkanal optimiert. Rumpf und Flächen bestehen meistens aus CFK und werden wie die „Großen“ in Negativform gebaut. Eine Wissenschaft für sich! In den Flügeln gibt es Ballastkammern um je nach Modell bis zu 2,5kg Blei aufnehmen zu können.

Wie hast du dich auf die WM vorbereitet?

Naja, ich stecke da schon extrem viel Zeit rein. Mindestens drei Mal pro Woche mache ich Trainingsflüge und bin fast jedes Wochenende unterwegs. In sechs Monaten nehme ich an etwa 14 Wettbewerben teil – viele davon in Deutschland, aber auch einige in Europa. Die WM in Nardt dauerte über eine Woche und es war sehr warm. Das ist dann anstrengend und wird schnell zur Nervensache. Neben dem fliegerischen Können ist es bei längeren Wettbewerben vor allem eine Konzentrationsfrage. Außerdem muss man körperlich fit sein.

Wie qualifiziert man sich für eine WM?

Für die WM können sich pro Land drei Senioren und ein Juniorpilot (unter 18 Jahren) qualifizieren. Da Deutschland das Land mit den meisten F3B Piloten ist, muss man von Anfang an Gas geben, um eine Chance zu haben. Ich bin bei den meisten Qualifikationswettbewerben dabei.

Ist F3B ein Einzel- oder ein Teamsport?

Ganz klar ein Teamsport. Alleine hast du keine Chance. Besonders wichtig sind die Helfer, die andere Teilnehmer beobachten, auf kreisende Vögel hinweisen und die Zeiten durchgeben. Pilot und Helfer müssen ein eingespieltes Team sein.

Du kommst jetzt schon zum sechsten Mal zum Wettbewerb nach Lünen. Was ist das Besondere an Lünen?

Die gute Currywurst! (lacht) Nein im Ernst: Es ist einfach ein sehr schöner Wettbewerb, toll organisiert, nette Menschen und immer wieder spannende Bedingungen. Heute haben wir Seitenwind mit leichten Turbulenzen und können trotz Bewölkung beim Zeitfliegen ein wenig Kraftwerksthermik nutzen. Das macht es dann sehr spannend.

Weitere Eindrücke
Neben den Interviews mit Thomas Dylla und Andreas Böhlen findet ihr Fotos vom 16. Lippeweiden F3B Pokalwettbewerb in Lünen bereits auf meinem Blog. Außerdem gibt es ein wirklich sehenswertes Video vom Wettbewerb:

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