Es ist dieser süßlich-würzige Geruch, der mich beim Verlassen des Flughafengebäudes in Delhi empfängt und mich an meine erste Indienreise vor zwei Jahren erinnert. Der Fahrer, der meinen Bruder Ingmar und mich in den nächsten neun Tagen quer durch Rajasthan begleiten wird, wartet bereits. Er macht einen guten Eindruck und spricht ein paar Brocken Englisch. Das reicht. Kurze Zeit später sitze ich auf dem Rücksitz eines Toyota Innova. Unterwegs mache ich Tonaufnahmen, um euch noch lebendiger von unserer Reise berichten zu können. Tipp: Nutzt bessere Lautsprecher oder Kopfhörer, um in den vollen Genuss zu kommen.
Es ist noch früh am Morgen. Die Nacht war kurz und an Schlaf Dank vier-stündigem Aufenthalt in Dubai kaum zu denken. Auf der Fahrt nach Jaipur mache ich kein Auge zu. Wie ein kleines Kind presse ich meine Nase an die Scheibe. Es gibt unglaublich viel zu entdecken – wie in einem dieser Kinderbücher, die voller liebevoll illustrierter Details minutenlang zum Staunen einladen.
Das Treiben am Straßenrand fasziniert mich. Mobile Werkstätten scheinen in der Lage zu sein, Reparaturen jeglicher Art an LKWs durchführen zu können. Neben Rädern, Öl und Getriebe werden auch gebrochene Achsen getauscht. „Please Horn“ steht auf der Heckklappe der Fahrzeuge und ist ein gut gemeinter Rat, um im fünfspurigen Gedränge auf einer zweispurigen Straße nicht übersehen zu werden.
Best exotic
Gelassen schlendern wir durch die Gassen. Einen wirklichen Plan haben wir nicht. Die im Lonely Planet empfohlene Wegstrecke haben wir längst verlassen und sind gespannt, was uns hinter dem nächsten Abzweig erwartet. Fernab der großen Hauptstraßen bleibt Zeit, das Potpourri an Eindrücken, Gerüchen und Geräuschen zu sortieren und Dinge zu entdecken, die kein Reiseführer dieser Welt beschreiben kann.
Wir beobachten den Kampf zweier Kühe, die sich in einer schmalen Gasse offenbar uneins über ihre Rangfolge sind. Schnell versammeln sich die Bewohner, um das Spektakel mit anzuschauen. Ein Motorrad ist im Weg und wird kurzerhand von den Kühen umgestoßen. Eine Kuh rutscht aus und schaut sich verdutzt um. Ein großartiges Bild.
Nicht nur aus fotografischer Sicht zieht es mich immer wieder zu den Märkten. Es ist laut, bunt und duftet nach frischem Gemüse und Kräutern. Hier pulsiert das Leben. Ich liebe das. Häufig kommen Kinder auf uns zu und wollen fotografiert werden. Der gemeinsame Blick auf das Kameradisplay überwindet die Sprachbarriere. Wir verstehen uns auch so.
Das Hühnchen ist schuld
Indien fasziniert mich auf ganz unterschiedliche Weise. Da ist diese Lebenslust in den Gesichtern der Menschen und das Talent, jede Gelegenheit zu nutzen, um Geschäfte zu machen. Als wir zwei uns auf einer Kreuzung etwas orientierungslos umschauen, unterbricht ein Inder am Straßenrand sein Telefonat und winkt uns zu: „This way, this way! Old city!“ Wir grüßen dankend und biegen in die empfohlene Straße ab. Nach 50 Metern stellt sich heraus, dass es sich um eine Sackgasse handelt. Kurze Zeit später folgt uns der freundliche Wegweiser und preist uns seine Schneiderkünste an. Beste Stoffqualität, studiert in Mailand und für Hugo Boss gearbeitet. Wir müssen schmunzeln, wechseln noch ein paar Worte und lehnen dankend ab. Auch das ist kein Problem.
Das Nein-Sagen und Enttäuschen erfordert ein wenig Überwindung. Die Inder reagieren mit Gelassenheit und sind Meister darin, Misserfolge nicht auf sich persönlich zu beziehen. Ein praktisches Talent. Am Abend bestellen wir Reis und Hühnchen. Letzteres ist äußerst trocken und zäh. Als die Bedienung sich anschließend erkundigt, ob es geschmeckt hat, ist Ingmar ehrlich: „Sir, the chicken was very tough.“ Die Antwort kommt postwendend: „Yeah, some chickens are tough.“ Das Hühnchen ist schuld. Ach so.
Anreise und Transport
Mit dem Flugzeug ging es nach New Delhi und von dort weiter mit dem Mietwagen. In Indien ist der Fahrer im Mietpreis inklusive. Wer längere Strecken zurücklegt (so wie wir) sollte einen Toyota Innova buchen. Der ist bequem, klimatisiert und sicher. Verhandelt den Gesamtpreis der Tour in jedem Fall vorher. Bei uns gab es im Vorfeld Verständigungsprobleme (gewollt oder ungewollt), so dass wir im Nachhinein feilschen mussten. Die Zustände der Straßen sind sehr unterschiedlich und auf dem Land teils miserabel. Auch für das Verkehrsaufkommen gibt es keine wirklichen Regeln. Man sollte also ausreichend Zeit einplanen, um von A nach B zu kommen. Für 300 Kilometer benötigt man etwa 5 Stunden. Nachtfahrten würde ich vermeiden.
Route
Von Delhi ging es nach Jaipur, von dort weiter nach Udaipur, Jodhpur und Jaisalmer. Nach der zweitägigen Kamelwanderung (Bericht folgt) ging es von Jodhpur mit dem Flugzeug zurück nach Delhi. Uns reichten ein bis zwei volle Tage in den Städten. In Udaipur hätten wir auch gut mehr Zeit verbringen können, in Jodhpur dafür etwas weniger. Wir haben uns allerdings kaum für die touristischen Highlights, sondern mehr für das Leben in den Städten und auf dem Land interessiert.
Reisezeit
Die Windermonate (November bis Februar / März) sind die besten Reisemonate für Rajasthan. Später wird es schwül und während der Monsunzeit (Juni bis September) ungemütlich.
Unterkunft
Ingmar hat unsere Unterkünfte im Vorfeld gebucht und dabei ein feines Händchen bewiesen. Alle Hoteltipps stammen aus dem Lonley-Planet, der für diese Tour eine echte Empfehlung ist.
Ausrüstung: An Kleidung braucht man nicht viel. Wichtig sind bequeme Schuhe und ein Pullover, falls man abends noch unterwegs ist. Die Temperaturen liegen tagsüber um die 20 Grad.
Kameratechnik
Ich hatte meine Fuji X-Pro1 dabei und habe fast ausschließlich mit dem 23mm Objektiv (equivalent 35mm) fotografiert. Die Menschen lassen sich in der Regel bereitwillig fotografieren. Trotzdem sollte man respektvoll und sensibel vorgehen – eine kleine, unauffällige Kamera ist dabei hilfreich. Für Ton- und Videoaufnahmen hatte ich ein TASCAM DR-07 und die Olympus OM-D dabei. Letztere ist vor allem wegen des stabilisierten Sensors für Videoaufnahmen unschlagbar.
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